Wie wir User Stories in Web Design-Projekten einsetzen

An der Konzeption eines Website-Projekts sind i. d. R. verschiedene Parteien beteiligt. Auf Agentur-Seite sitzen UX/UI- und Development-Teams. Auf Kundenseite häufig Marketing-Abteilungen, Redaktion & Co. Alle haben eine unterschiedliche Perspektive darauf, was an einer Website wichtig und zielführend ist.

Leider entspricht keiner der soeben aufgezählten Personen der späteren Zielgruppe. Mit sog. User Stories können wir im Rahmen von Konzeptions-Workshops herausarbeiten, welche Ziele einer Website für die wichtigsten Zielgruppen des Produkts entscheidend sind und wie diese Ziele erreicht werden können. Diese Herangehensweise hat zahlreiche Vorteile.

Prozesse in Form von »Flows« gestalten

Viel zu oft werden Websites – oder Erweiterungen an bestehenden Seiten – ohne eine klare Zieldefinition begonnen. Digitale Projekte sollten nicht nur anhand von einzelnen Screens gestaltet werden, sondern anhand von sog. Flows. Wir geben einem Design-Team dann nicht mehr die Aufgabe »Gestalte das Kontaktformular«, sonder eher die Aufgabe »Gestalte die erfolgreiche Kontaktaufnahme«. Letzteres wird nur durch einen Flow abgebildet, der im Normalfall mehrere Screens beinhaltet. Moderne Design-Tools sind in der Lage mit sog. Prototyping-Funktionen Flows abzubilden.

Der Vorteil von Flows besteht darin, dass man sich während der Arbeit mehr Gedanken über die Gestaltung einer Nutzungsbewegung macht und nicht nur die isolierte grafische Gestaltung im Blick hat. Design wird als Ansatz zur Problemlösung begriffen. Bei einem Formular stellt sich beispielsweise die Frage, wie man dieses überhaupt erreicht, was bei Fehleingaben passiert und was nach dem erfolgreichen Versand angezeigt wird.

Probleme erkennen und lösen

Im Rahmen eines Website-Projektes ist es eine unserer wichtigsten Aufgaben, mit einem informierten, aber unvoreingenommenen Blick die wichtigsten Nutzergruppen zu identifizieren. Im besten Fall mündet die Analyse der Nutzergruppen im Festlegen weniger Gruppen (ca. 2-4), deren Ziele entscheidend für den Erfolg der Website sind. Noch besser ist es, wenn diese in einer Rangfolge angeordnet werden können.

Wenn Websites nicht nutzerfreundlich angelegt sind, liegt das oft an einer Struktur, die eher Aufbau und Entwicklung der betreibenden Organisation widerspiegelt. Interne Strukturen werden nach außen getragen und finden sich z.B. in Form von Hauptnavigationspunkten wieder. Ein solches Vorgehen erschwert es Personen ohne Detailkenntnisse die Struktur zu durchdringen. Die Website bleibt unter ihren Möglichkeiten.

Unsere Aufgabe besteht u.a. darin, die Perspektive der Zielgruppe einzunehmen und zu erkennen, welche Teilaufgaben zum Erfüllen des Gesamtziels erreicht werden müssen. In diesem Zusammenhang müssen wir ein Gefühl dafür entwickeln, welche Hindernisse sich ergeben könnten und diese Probleme durch unser UX/UI Design lösen.

Anforderungen mit »User Stories« formulieren

Mit sog. User Stories werden (Teil-)Anforderungen an ein Projekt aus Perspektive der Zielgruppe formuliert. Für uns hat sich eine Formulierung nach dem Schema »Rolle – Anforderung – Ziel« (Wer – Was – Warum) bewährt. Das wird in einen einfachen Satz gegossen:

»Ich als [Rolle/Persona] möchte [Anforderung] umsetzen, um [Ziel] zu erreichen.«

Das Beschränken auf solche Muster erleichtert das Verständnis der Aufgaben, die erfolgreich erfüllt werden müssen. Das Beispiel mit der Kontaktaufnahme könnte somit wie folgt lauten:

Als Mitarbeiterin der Marketing-Abteilung, möchte ich Erstkontakt zu einer Agentur herstellen, um einen Kostenvoranschlag für ein Website-Projekt zu erhalten.

Eine solche Story gibt uns mehr Anhaltspunkte, wie der Wunsch der Marketing-Mitarbeiterin durch gelungenes UX/UI Design bestmöglich abgebildet werden kann. Beispielsweise ließe sich der Ansatz verfolgen, mit »kostenlosem Erstkontakt« zu werben. Auch bietet es sich ggf. an, eine »Rückruf gewünscht«-Checkbox im Formular zu integrieren.

User Stories nutzen

Wir verwenden solche User Stories über den gesamten Projektverlauf hinweg:

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Versachlichung von Diskussionen. Stakeholder neigen dazu, ihren eigenen Geschmack oder ihre eigene Meinung einzubringen. Das kann unkonstruktiv sein. In einem solchen Fall ist es hilfreich, an die User Stories zu erinnern und aus Perspektive der Zielgruppe zu argumentieren.

Gute User Stories belegen die Qualität unserer Arbeit

Ein gelungenes Web Design kann viel zum erfolgreichen Durchlaufen der User Stories beitragen. Voraussetzung ist, dass sie so formuliert sind, dass sie überprüft werden können.

Wie oben beschrieben, überprüfen wir die Stories im Rahmen unserer Qualitätssicherung an verschiedenen Punkten im Projekt zunächst selbst. Im Rahmen eines UX-Testing kann das Verhalten von ausgewählten »echten« Personen ausgewertet werden, denen die Anwendungsszenarien als Aufgaben vorgelegt werden. Klickdummies und visuelle Prototypen sind in diesem Zusammenhang typische Grundlagen für das Testing.

Zu guter Letzt kann mit der Auswertung von Statistik-Daten (Matomo, Google Analytics & Co.) belegt werden, dass eine User Story merklich erfolgreicher als vor der Umsetzung durchlaufen wird. Wenn bspw. ein Szenario darin besteht, schnell und unkompliziert Kontakt aufzunehmen, dann ist die Anzahl der Kontaktaufnahmen messbar.

Damit schließt sich sozusagen der Kreis: Wenn die wichtigsten Zielgruppen ihre Ziele wie geplant erreichen, erreichen auch die Website-Verantwortlichen die ihren.

Den verhältnismäßigen Aufwand abwägen

In das Erstellen von User Stories kann sehr viel Aufwand gelegt werden. Wir können z. B. sogenannte Personas erstellen. Damit erschaffen wir fiktive Personen mit Profil, Lebenslauf und Foto, die die User Stories mit noch mehr »Echtheit« anreichern und es somit erleichtern, sich in die Rolle hineinzuversetzen. Wir können einzelne User Stories zu sog. »User Journeys« verketten. Wir können auf sehr unterschiedliche Arten Testing betreiben. Beispielsweise können Test-User eingeladen werden, über Remote-Dienste gebucht werden usw.

Oft übersteigen diese Maßnahmen sowohl den Budgetrahmen als auch den gerechtfertigten Aufwand. Wenn sorgfältig zusammengestellte User Stories (siehe Pareto-Prinzip) belegbar besser auf einer Website durchlaufen werden, dann führt das in vielen Fällen schon zu sehr guten Ergebnissen.

Geschrieben von kulturbanause Team

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Beiträge bei denen das kulturbanause-Team als Autor angegeben ist, wurden von mehreren Personen in Zusammenarbeit geschrieben. Wir nutzen diesen Blog als öffentliches Archiv und um euch bei alltäglichen Problemen im Zusammenhang mit der Erstellung von Websites zu helfen. Neben diesem Blog bieten wir auch Trainings wie Schulungen, Bücher oder Videos an. Und natürlich unterstützen wir auch gerne im Rahmen unserer Agenturtätigkeit.

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