XD-Dokumente für die Entwicklung freigeben (Developer Export)

Bei der Übergabe von XD-Dokumenten aus dem Design an die Entwicklung – auch »Hand-Off« genannt – sollten einige Dinge beachtet werden. Einerseits müssen in XD die richtigen Funktionen genutzt worden sein. Entscheidender ist jedoch ein ordentlich strukturiertes und aufgeräumtes Dokument.

Wir kennen die Herausforderungen aus Sicht eines Design-Teams und aus Sicht des Frontend-Teams sehr gut. Die folgenden Tipps fassen zusammen, was unserer Erfahrung nach für eine gute Übergabe notwendig ist und welche Fragen Personen in unseren XD-Schulungen gestellt haben.

XD Dokumente für die Entwicklung freigeben

XD verfügt über Funktionen, um Dateien per Klick an die Entwicklung zu übergeben. Um den Export anzustoßen, wechselt in den Modus »Freigeben« und wählt rechts den Export für die Entwicklung aus. Ihr generiert einen Link zur Adobe-Cloud, der mit jeder Person geteilt werden kann – unabhängig davon, ob diese Person selbst eine XD-Lizenz besitzt.

Screenshot von Adobe XD mit aktivem Export-Dialog für die Entwicklung
Die Freigabe von Dokumenten in der Adobe Cloud

So unkompliziert die Funktion auch ist, die Qualität, die sich hinter diesem Link verbirgt hängt maßgeblich davon ab, ob ihr die nachfolgend beschriebenen Punkte berücksichtigt.

Datei organisieren

Räumt eure Datei auf! Zusammenhängende Sinnabschnitte sollten gruppiert sein. Zeichenflächen müssen sinnvoll benannt sein. Die Gestaltung sollte möglichst konsistent sein.

Wenn ihr Prototyping-Funktionen genutzt habt, könnt ihr verschiedene Klick-Strecken in einzelnen Flows organisieren. Ihr habt dann die Möglichkeit für jeden Flow einen eigenen Link zu erzeugen,.

Farben und Schriften

Farben und Schriften sollten in der Dokument-Bibliothek abgelegt und benannt sein. Insb. die Benennung hilft in der Entwicklung enorm, da direkt ersichtlich ist, welche Farbe für die Gestaltung verwendet wurde. Im Idealfall arbeitet ihr zu 100% mit Farben und Schriften, die als Stil in der Bibliothek abgelegt sind.

Wählt Namen, die den Zweck des Stils beschreiben, nicht das Aussehen. Nennt eure Farben also besser »Highlight Color« als »Orange« und eure Schriften besser »Page Heading« als »h1« usw.

Zwei Screenshots von XD. Links Farben in der Bibliothek von XD, rechts die als CSS-Variablen exportierten Farben in der Cloud.
In der Bibliothek abgelegte und benannte Farben (links), werden im Export als CSS-Variablen angezeigt (rechts)

XD exportiert alle in der Bibliothek abgelegten Stile als CSS-Variablen. Räumt die Bibliothek unbedingt auf, bevor ihr den Link für die Entwicklung erzeugt. Ihr könnt herausfinden, ob eine Farbe oder Schrift im Einsatz ist, indem ihr einen Rechtsklick auf den Eintrag in der Bibliothek macht. Anschließend wählt ihr »Auf Arbeitsfläche hervorheben«. Die Reihenfolge der Farbfelder wird 1:1 im Export angezeigt. Ihr könnt sie in XD per Drag & Drop verschieben.

Wenn ihr mit transparenten Farbwerten arbeitet, dann legt auch diese transparenten Farben in der Bibliothek ab. Wenn ihr innerhalb des Farbwählers die Deckkraft des Farbtons reduziert, könnt ihr auch transparente Farben abspeichern. Vermeidet es, Transparenzen über reduzierte Deckkraft von Objekten zu erzeugen.

Screenshot von XD mit angezeigtem Farbwähler und reduzierte Deckkraft einer grünen Farbe.
Im Farbwähler reduzierte Deckkraft einer Farbe

Fasst die verwendeten Schriften bzw. Farben auf einer eigenen Zeichenfläche zusammen. Man sieht so auf einen Blick, welche Stile es gibt und kann die Werte an zentraler Stelle ablesen. Achtet dabei auf barrierefreie Farbkontraste.

Beispiel einer Zeichenfläche zur Übersicht aller verwendeten Farben. Es ist die Palette mit braunen und roten Farbtönen erkennbar, sowie die Namen der Farben. Hier ebenfalls abgebildet die Prüfung auf barrierefreie Farbkontraste.
Beispiel einer Zeichenfläche zur Übersicht aller Farben. Auf einen Blick ist die Palette erkennbar, sowie die Namen der Farben. Hier ebenfalls abgebildet die Prüfung auf barrierefreie Farbkontraste.

Raster und Abstände

Wenn ihr mit Gestaltungsrastern für Zeichenflächen arbeiten möchtet, tut das gerne. Das Raster wird im Developer-Export allerdings nicht angezeigt und die exakte Breite von Spalten ist für eine moderne Umsetzung auch weniger relevant. Für das responsive Design müssen die Breitenangaben ohnehin in flexible Einheiten überführt werden.

Innen- und Außenabstände

Wichtig als das Gestaltungsraster sind die Abstände zwischen Objekten bzw. innerhalb eines Objekts. Wir empfehlen die Abstände so zu wählen, dass der Wert durch 8 oder durch 4 teilbar ist. Das entspricht dem sog. 8pt-Grid, lässt sich im Code unkompliziert abbilden und führt auch bei Zoom und Skalierung zu glatten Werten.

Box mit Innenabständen, die über die »Abstand-Funktion« von XD hergestellt wurden und dem 8pt Grid entsprechen

Arbeitet unbedingt mit Stapeln und Abständen in XD. Beide Funktionen bieten den Vorteil, dass die Abstände innerhalb oder zwischen Objekten immer eingehalten werden – auch wenn die Objekte selbst sich in der Größe verändern.

Screenshot einer Team-Komponente mit verschiedenen enthaltenen Stapeln
Team-Komponente mit verschiedenen enthaltenen Stapeln

Spacing-Hierarchie

Ihr könnt auch mit einer sog. Spacing-Hierarchie arbeiten. Ähnlich wie bei Farben und Schriften legt ihr zentral einige Abstände fest, die ihr für bestimmte Situationen im Layout einsetzen wollt. Da XD dafür keine Funktion anbietet, bleibt euch aktuell nichts anderes übrig, als die Hierarchie auf einer eigenen Arbeitsfläche zu dokumentieren. In der technischen Umsetzung werden diese Abstände ebenfalls als Variablen festgelegt.

Beispiel für festgelegte Größen in einer Spacing-Hierarchie

Container-Breiten

Denkt daran zu visualisieren, wie breit das Layout bzw. einzelne Layout-Bereiche maximal werden sollen. In den meisten Fällen hat eine Website eine maximale Breite. Auf sehr großen Bildschirmen stoppt das Layout an dieser Maximalbreite und richtet sich in der Bildschirmmitte aus. Farbige Flächen oder Fotos laufen häufig darüber hinaus und erstrecken sich bis zur Bildschirmkante.

Skizze eines stilisierten Layouts mit eingezeichneten Container-Breiten
Skizze eines stilisierten Layouts mit eingezeichneten Container-Breiten

Komponenten

Wiederkehrende Elemente müssen in Komponenten organisiert sein. Im Idealfall setzt ihr die einzelnen Seiten eures Layouts vollständig aus Komponenten zusammen. Damit ist auch der Umfang des Projekts gut erkennbar, da die Liste der zu programmierenden Komponenten feststeht.

XD-Bibliothek mit in Ordnern organisierten Komponenten. Geöffnet ist der Ordner »Features« in dem zwei Komponenten (Feature + Feature List) zu sehen sind. Rechts ist die Arbeitsfläche zu sehen mit dem gestalteten Feature-Modul.
XD-Bibliothek mit in Ordnern organisierten Komponenten

Benennt die Komponenten in der Bibliothek mit einem englischen Namen ohne Leer- und Sonderzeichen. Die Benennung kann dann auf den Code übernommen werden, was auch die spätere Kommunikation dazu vereinfacht.

Achtet bei Komponenten darauf, dass keine unbenutzten Komponenten bei der Übergabe in der Bibliothek liegen. Ihr könnt herausfinden, ob eine Komponente irgendwo im Einsatz ist, indem ihr einen Rechtsklick auf die Komponente in der Bibliothek macht. Anschließend wählt ihr »Auf Arbeitsfläche hervorheben«.

Zustände (States)

Komponenten können mit Zuständen verstehen werden. Macht davon Gebrauch, wenn ihr z.B. farbliche Varianten oder geöffnete und geschlossene Zustände von Komponenten plant.

Für alle interaktiven Elemente sollten die in HTML/CSS vorgesehenen States ebenfalls abgebildet werden. Beachtet bitte, dass es z.B. bei Buttons mehr als nur Normal und Mouse-Over gibt – auch wenn XD diese Zustände nicht von Haus aus vorschlägt.

Eine Übersichts-Zeichenfläche pro Komponenten erstellen

Jede Komponente sollte auf einer eigenen Zeichenfläche organisiert sein. Auf dieser Zeichenfläche sollten auch alle Ausprägungen zu sehen sein, die diese Komponente einnehmen kann. Also z.B. die verschiedenen States, Größen etc.

Beispiel für verschiedene States und Größen von Komponenten. Hier die Komponenten »Button« und »Card« mit ausgewählten Varianten. Zu sehen sind rote Error-Buttons sowie eine Card in Blau (Progress) und Rot (Error)
Beispiel für verschiedene States und Größen von Komponenten. Hier die Komponenten »Button« und »Card« mit ausgewählten Varianten.

Responsive Design

Erstellt alle Komponenten in der kleinsten möglichen Breite und nutzt XD-Funktionen wie »Responsive Resize« um die Komponente in der Breite vergrößern zu können. Dieses Vorgehen entspricht dem Mobile First-Prinzip.

Wenn die Komponente über Breakpoints verfügt, müsst ihr eine Komponente pro Layout erstellen. Wenn es also beispielsweise den Header in einer mobilen Ansicht und in einer Ansicht für Desktop-Computer gibt, dann legt ihr dafür in XD zwei Komponenten an. Jede dieser Komponenten wird in der schmalsten Version, die es für dieses Layout gibt, angelegt. In der technischen Umsetzung orientiert man sich dann an dieser kleinsten Größe und setzt dort den Breakpoint. Damit habt ihr in der Gestaltung die größtmögliche Kontrolle darüber, dass das umgesetzte Layout sich so verhält wie von euch geplant.

Kleines und großes Layout einer Header-Komponente. Beide Layouts sind mit »Resizing« vergrößerbar.

Wie bereits zuvor bei den Komponenten beschrieben, macht es Sinn eine Übersichts-Zeichenfläche pro Komponente anzulegen. Hier solltet ihr auch die verschiedenen responsiven Layouts dokumentieren.

Assets bereitstellen

Für die technische Umsetzung werden auch Icon, Fotos, Schriften etc. benötigt. Stellt diese sog. Assets der Entwicklung zur Verfügung.

Icons, Fotos und Grafiken aus XD exportieren

Damit im Entwickler-Export grafische Elemente wie Icons oder Fotos heruntergeladen werden können, sind zwei Schritte notwendig:

  1. Die Ebene, Komponente oder Gruppe muss in der Ebenenpalette für den Export markiert sein. Dazu aktiviert ihr das Export-Icon, welches euch per Mouse-Over über die Ebene in der Ebenepalette angezeigt wird.
  2. Im Freigabe-Dialog muss der Haken bei »Als Download verfügbar« gesetzt sein.

Wenn beide Voraussetzungen erfüllt sind, steht die markiere Ebene im Export-Link als Download zur Verfügung. Das Dateiformat kann dann frei zwischen jpg, png, svg und pdf gewählt werden.

Workflow beim Export von Grafiken aus Adobe XD

Icons und Grafiken in Pfade umwandeln

Wenn ihr Objekte aus mehreren Ebenen zusammengesetzt habt, dann wählt »Objekt > Pfad > In Pfad konvertieren« um ein geschlossenes Pfad-Objekt zu erzeugen. Das verbessert u.a. den Export im SVG-Format.

Wenn ihr Konturen bei der Gestaltung von Icons und Grafiken verwendet habt, dann wandelt diese Konturen in Pfade um (Objekt > Pfad > Konturlinie).

Schriften bereitstellen

Schriften können in XD nicht heruntergeladen werden. Stellt der Entwicklung daher die Schriften in einem Webfont-Format (z.B. woff2) zur Verfügung.

Kommunikation

Kommuniziert nicht nur zum Zeitpunkt der Übergabe, sondern regelmäßig über den gesamten Projektverlauf hinweg. Das betrifft nicht nur Design und Entwicklung – auch Personen aus der SEO, Marketing oder Redaktion sollten frühzeitig Einfluss nehmen können.

Checkliste Adobe XD Export für Entwicklung

Geschrieben von:

Jonas Hellwig

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Jonas ist Gründer der Agentur kulturbanause und des kulturbanause Blogs. Er arbeitet an der Schnittstelle zwischen UX/UI Design, Frontend und Redaktion und hat zahlreiche Fachbücher und Video-Trainings veröffentlicht. Jonas Hellwig ist regelmäßig als Sprecher auf Fachveranstaltungen anzutreffen und unterstützt mit Seminaren und Workshops Agenturen und Unternehmen bei der Planung, der Gestaltung und der technischen Umsetzung von Web-Projekten.

Jonas Hellwig bei Xing

Robert Menzel

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Robert arbeitet als Frontend-Developer und Web-Designer bei kulturbanause. Zu seinen Aufgaben gehören die visuelle Gestaltung und die technische Umsetzung von Websites, eCommerce-Shops oder dessen Kombination. Besonders gerne übernimmt er die Entwicklung individueller und anspruchsvoller Websites mit umfangreichen ineinandergreifenden Funktionen, getreu dem Motto: »Der beste Lack bringt nichts, wenn die Maschine darunter nicht läuft.«

Raimund Büchner

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Raimund ist oft die erste Ansprechperson bei kulturbanause. Er kümmert sich hauptsächlich um die Betreuung und Beratung unserer bestehenden als auch künftigen Kundschaft. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt im Design nicht unmittelbar sichtbarer Dinge: Struktur und Inhalte. Projekte unterstützt er daher vor allem in der Anfangsphase in Bereichen wie Informationsarchitektur, UX-Design und Content Strategy.

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