Developer-Export in Figma – Tipps für Hand-Off, Dev Mode und Co.

Figma ist das zentrale Design-Tool für digitale Produkte wie Websites, Web-Anwendungen, Apps und Shops jeglicher Größenordnung. Zwar richtet sich das Tool in erster Linie an Design-Teams, doch mit mächtigen Funktionen für Kollaboration und dem sogenannten Dev Mode schlägt es die Brücke zwischen Design, Development und Projektmanagement. Figma hat die Entwickler-Zielgruppe klar erkannt und baut den Dev Mode sowie die Funktionen für Developer kontinuierlich aus. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Features für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Figma-Tipps für die Übergabe an die Entwicklung

Ein großer Vorteil von Design-Tools wie Figma ist die zentrale Arbeits- und Kommunikationsplattform. Bereits während der Konzeptions- und Gestaltungsphase können alle am Projekt beteiligten Personen durch Kommentare, Freigabelinks und Audio-Chats »im Loop« gehalten werden. Im Idealfall stimmen sich Design, Development, Projektleitung, Marketing usw. bezüglich der Anforderungen ab, bevor bzw. während das Design final ausgearbeitet wird.

Fertig gestaltete Bereiche einer Figma-Datei werden als »ready for dev« markiert und an das Development übergeben. Developer betrachten die Datei anschließend im Dev Mode und können dort Grafiken exportieren, Code-Snippets und CSS-Variablen auslesen oder spezifische Plugins für Developer installieren.

Designs müssen sauber vorbereitet werden

Die Qualität im Dev Mode hängt entscheidend von der Qualität des Designs ab. Je sauberer und strukturierter das Design ist und je mehr Funktionen wie Variablen, Auto-Layout usw. genutzt wurden, desto aussagekräftiger wird auch der Code-Export.

Styles oder Variablen einsetzen und sinnvoll benennen

Design-Systematiken (Design Tokens) wie Farben, Schriften, Abstände usw. sollten mit Variablen oder zumindest mit Styles umgesetzt werden. Wenn dies der Fall ist, können die Werte im Dev Mode ausgelesen werden. Dieses Vorgehen sorgt für konsistente Layouts und erleichtert die Umsetzung erheblich.

Im Idealfall gibt es keine Schriften, Farben, Schatten, Linien, Abstände, Ecken-Abrundungen usw., die nicht als Variable definiert wurden.

Wenn im Design Mode Variablen verwendet werden, zeigt Figma diesen in der Code-Ansicht des Dev Modes an.

Komponenten und Varianten benennen und organisieren

Komponenten sollten sinnvoll benannt und deren Eigenschaften (Properties) sorgfältig gepflegt sowie über verschiedene Komponenten hinweg einheitlich benannt werden. Wenn Komponenten in Sections zusammengefasst werden, nutzt Figma den Namen der Section zur Organisation der »Assets«.

Varianten werden häufig dazu genutzt, verschiedene States abzubilden – z.B. Normal und Mouse Over bei einem Button. Es empfiehlt sich, branchenübliche Bezeichnungen zu verwenden bzw. sich mit dem Development abzustimmen. Da in unseren Projekten der Browser die Zielplattform ist, benennen wir alle States so, wie sie auch in CSS definiert sind (:hover, :focus etc.).

Button-Komponente mit zahlreichen Eigenschaften (Properties) sowie geöffnetem Dialog zur Beschreibung der Komponente

Auto-Layout einsetzen, Edge Cases beachten

Die Auto-Layout-Technik von Figma ist vergleichbar mit einer vereinfachten Form von Flexbox in CSS. Wenn in Figma mit Auto-Layout gearbeitet wird, verbessert sich der Code-Export im Dev Mode spürbar.

Dank Auto-Layout wird häufig schon während des Gestaltungsprozesses über Edge Cases wie verschiedene Breiten und variable Inhalte nachgedacht. Die konzeptionelle Qualität des Layouts bzw. einer Komponente steigt dadurch erheblich.

Werden im Design Mode Auto-Layout Features sinnvoll eingesetzt, so zeigt Figma im Dev Mode sehr brauchbare Flexbox-Codes an.

Nicht sichtbare Anforderungen dokumentieren

Designer können in den Dev Mode wechseln und dort das Anmerkungen-Werkzeug verwenden, um nicht sichtbare Anforderungen zu dokumentieren oder auf Besonderheiten hinzuweisen, die ggf. übersehen werden könnten. So kann z.B. der Accessible Name für ein Icon kommuniziert werden.

Hinzugefügte Anmerkung im Dev Mode

Ready for Dev einsetzen

Sobald ein Frame oder eine Section fertig ist – also an die Entwicklung übergeben werden kann – sollte sie als »Ready for dev« markiert werden. Über das kleine Icon neben dem Namen des Frames kann die Markierung hinzugefügt werden. Developer sehen dann im Dev Mode auf einen Blick, welche Bereiche umgesetzt werden sollen.

In höheren Lizenzmodellen steht darüber hinaus ein sogenannter Fokus View zur Verfügung, der die fertigen Komponenten der Reihe nach auflistet und dem Dev-Team die Möglichkeit bietet, eine »Completed«-Markierung zu setzen.

Ready for dev-Markierung in Figma

Versionierung und Branching-Konzept verwenden

Wenn eine Figma-Datei weiterentwickelt wird, sollten ältere Zwischenschritte mithilfe von gespeicherten Versionen archiviert werden. Dieses Vorgehen verhindert Verwechslungen. Die Chronik eines Dokuments kann über den Pfeil neben dem Dateinamen aufgerufen werden.

Versionsinformationen in Figma

In höheren Lizenzmodellen stehen zudem Branches zur Verfügung, mit denen Erweiterungen oder Alternativen parallel zur Hauptdatei gestaltet werden können. Nach einer optionalen Freigabe werden die Änderungen in die Hauptdatei zurückgeführt. Dieses Vorgehen ist im Development tief verankert und vereinfacht das Arbeiten mit größeren Teams an einer Datei.

Developer müssen die Dev Mode-Features kennen

Unserer Erfahrung nach erhalten viele Developer zwar Lizenzen für den Dev Mode, nutzen die Features jedoch nur sehr oberflächlich. Zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit gehört es, dass auch Developer sich intensiv mit Figma auseinandersetzen.

Farben, Abstände usw. korrekt auslesen können

Im Dev Mode kann der gesamte Dokumentaufbau analysiert werden. Dazu steht wie im Design Mode die Ebenenpalette zur Verfügung – allerdings sind alle Funktionen zur Bearbeitung deaktiviert.

Sobald ein Bereich auf der Arbeitsfläche angeklickt wird, zeigt Figma in der rechten Seitenleiste Informationen wie Farben, Variablen, CSS-Snippets usw. an. Die Qualität dieser Informationen hängt von der Vorarbeit im Design ab.

Abstände können gemessen werden, indem ein Objekt auf der Arbeitsfläche markiert und ein zweites mit dem Cursor berührt wird.

Informationen zu einer ausgewählten Komponente im Dev Mode

Den Dev Mode konfigurieren – z.B. CSS-Einheiten

Damit in Code-Snippets und auf der Arbeitsfläche hilfreiche Informationen angezeigt werden, sollte der Dev Mode korrekt eingestellt sein. Es ist z.B. sinnvoll, die CSS-Einheit von px auf rem umzustellen. Die Basis bei rem ist 16 – auch dieser Wert kann angepasst werden.

Einstellungen für Einheiten (rem, px) im Dev Mode

Grafiken und SVG korrekt exportieren

Grafiken können exportiert werden, indem die Ebene markiert und rechts über die Sidebar exportiert wird. Für den Export können verschiedene Einstellungen je Dateityp gewählt werden. Auch auf der Arbeitsfläche finden sich Export-Features. Ein Rechtsklick auf das Objekt ermöglicht es z.B., den SVG-Code direkt in die Zwischenablage zu kopieren.

Export-Möglichkeiten für SVG sowohl in der Seitenleiste als auch im Kontextmenü (Rechtsklick)

Component Playground nutzen

Wenn eine Komponente im Dev Mode angeklickt wird, steht rechts in der Sidebar der sogenannte Playground zur Verfügung. Im Playground kann alles getestet werden, was die Komponente an Eigenschaften hat, ohne dass etwas versehentlich kaputt geht. Alle Eigenschaften müssen im Design Mode vorbereitet worden sein, damit sie im Dev Mode angezeigt werden.

Geöffneter Component Playground

Den Dev Mode mit Plugins individualisieren

Für den Dev Mode existieren zahlreiche Plugins, die Informationen ergänzen, Export-Möglichkeiten erweitern oder Drittanbieter-Tools integrieren.

Sehr hilfreich ist z.B. ein Plugin für den Export der CSS-Variablen oder die Integration von GitHub, Jira, Asana und Co.

Plugin für den Export von CSS Variablen

Dev Mode + VS Code

Der beliebteste Code-Editor – VS Code – kann mit einem Plugin ausgestattet werden, das Figma in VS Code integriert. Anschließend stehen alle Informationen aus dem Dev Mode direkt in VS Code zur Verfügung, ohne dass zwischen dem Code-Editor und Figma hin- und hergewechselt werden muss.

Über eine Konfigurationsdatei kann zudem festgelegt werden, ob VS Code Eigenschaften im Code entsprechend der Figma-Vorlage vervollständigen soll.

Integration des Dev Mode in die Entwicklungsumgebung VS Code

Geschrieben von:

Jonas Hellwig

Benutzerbild

Jonas ist Gründer der Agentur kulturbanause und des kulturbanause Blogs. Er arbeitet an der Schnittstelle zwischen UX/UI Design, Frontend und Redaktion und hat zahlreiche Fachbücher und Video-Trainings veröffentlicht. Jonas Hellwig ist regelmäßig als Sprecher auf Fachveranstaltungen anzutreffen und unterstützt mit Seminaren und Workshops Agenturen und Unternehmen bei der Planung, der Gestaltung und der technischen Umsetzung von Web-Projekten.

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