Web Design News & Link-Tipps – Nr. 42
Unsere Themen im Mai: Die Figma-Konferenz Config mit vielen Neuerungen, die Zukunft des Webdesigns, native CSS-Carousels und die kommenden WCAG 3.0 mit deutlich verbessertem, nutzungszentrierterem Bewertungssystem.

UX/UI Design
Zahlreiche Erweiterungen bei Figma
Auf der diesjährigen Figma-Konferenz Config wurden zahlreiche Neuerungen vorgestellt. Figma Design unterstützt nun CSS Grids – ein überfälliges Feature, das wir bereits letztes Jahr erwartet hatten. Zudem wurde ein neuer Mode namens Figma Draw ergänzt, der den Fokus stärker auf das Malen und Zeichnen mit Vektor-Pfaden legt. Darüber hinaus wurden umfangreiche neue Tools veröffentlicht, die sich in Beta befinden und für die später eigene, kostenpflichtige Lizenzen notwendig werden.
Figma Sites ist eine direkte Konkurrenz zu Webflow und Framer und ermöglicht die Veröffentlichung fertiger Websites aus Figma-Designs heraus. Hier scheint noch etwas Arbeit notwendig zu sein, um zur Konkurrenz aufzuschließen. Mit Figma Make wurde ein AI-Tool veröffentlicht, dass aus der Kombination von Figma Designs und AI Prompts interaktive Prototypen erzeugt. Figma Buzz richtet sich an Personen, die Brand Assets erstellen müssen. Im Zuge dessen wird es bald auch eine neue Lizenz für Content-Producer geben, die in Buzz oder Sites rein redaktionell mitarbeiten.
Wie Voreingenommenheit gegenüber Design Systemen vermieden werden kann
Design Systeme neigen dazu, die Perspektive einzelner Gruppen (z.B. Designer oder Developer) stärker zu berücksichtigen als die anderer Projektbeteiligter. Der Artikel »Bias in Design Systems« sensibilisiert für das Thema, zeigt typische Workflows und bietet konkrete Lösungsvorschläge an, mit denen wir selbst auch gute Erfahrungen machen.
Lokalisation von Design Systemen
In »Integrating Localization Into Design Systems« wird beschrieben, welche Anforderungen zu erfüllen sind und welche Probleme sich daraus ergeben, wenn Design Systeme so vorbereitet werden sollen, dass sie in verschiedene Kulturräumen und Sprachen funktionieren. Herausforderungen wie unterschiedliche Textlängen, verschiedene Textlaufrichtungen sowie Inkonsistenzen von Schriftschnitten in verschiedenen Sprachen und Sprachsystemen werden erörtert. Es wird die Entstehung eines flexiblen Systems beschrieben, das Lokalisation effizient unterstützt und Fehler im späteren Entwicklungsprozess vermeidet.
Die Zukunft des Webdesigns
Im Artikel »The Future of Web Design: Will We Even Recognize It in 100 Years?« stellt Noah Davis die These auf, dass sich Webdesign in den nächsten 100 Jahren so radikal verändern wird, dass es mit heutigen Standards kaum noch vergleichbar sein wird. Designer könnten zu »Experience Engineers« werden, die dynamische, personalisierte Umgebungen gestalten, die sich nahtlos in unseren Alltag integrieren.
Frontend
<dialog> und Popover API
Auf den sog. »Top Layer« des Browsers können wir im Code aktuell über <dialog>
oder mittels Popover API zugreifen. Der Artikel »Dialog is for modals, popover is for everything else« erklärt die Unterschiede.
GSAP-Animationen vollständig kostenfrei
Die Javascript-Animations-Bibliothek »GSAP« ist jetzt vollständig kostenfrei verfügbar, inklusive aller Premium-Plugins und für kommerzielle Zwecke. Webflow hatte die Bibliothek erst vor wenigen Monaten aufgekauft und sich nun mit Veröffentlichung der Version 3.13 überraschend zu diesem Schritt entschieden.
Native Carousels mit CSS
Seit Chrome 135 sind neue CSS-Pseudo-Elemente wie ::scroll-button()
und ::scroll-marker()
verfügbar, mit denen sich u.a. Slider und Carousels ohne JavaScript realisieren lassen. Im Chrome Developer Blog werden die Funktionen detailliert beschrieben.
Automatisch ausreichende Farbkontraste mit contrast-color()
Ein Beitrag im Webkit-Blog erklärt eine neue CSS-Funktion contrast-color(), die den Browser befähigen soll, automatisch eine Farbe mit ausreichend Kontrast zu einer angegebenen Referenzfarbe auszugeben. Sie wird als deutlich vereinfachte Variante des Vorläufers color-contrast() beschrieben, was wohl hauptsächlich der Tatsache geschuldet ist, dass noch immer nicht klar ist, welche Farbkontrastberechnungen für WCAG 3 notwendig sein werden.
Gitarrengriffe mit CSS visualisieren mit CSS attr()
Mads Stoumann zeigt in seinem Beitrag, wie sich Gitarrengriffe allein mit HTML und CSS und dem Einsatz der neuen verbesserten attr()
-Methode visualisieren lassen. Besonders beeindruckend ist die Umsetzung von Barre-Griffen, offenen und gedämpften Saiten sowie Fingerpositionen – alles rein mit CSS realisiert.
Typografie mit lh-Einheiten verfeinern
Jen Simmons erläutert in diesem Beitrag auf WebKit, wie die gar nicht so neuen CSS-Einheiten lh
und rlh
die Gestaltung von vertikalen Abständen verbessern. Die lh
-Einheit entspricht der aktuellen Zeilenhöhe des Elements, während rlh
auf die Zeilenhöhe des Root-Elements verweist. Diese neuen Einheiten sind seit 2023 in allen gängigen Browsern verfügbar und bieten eine verbesserte Möglichkeit, typografische Details zu optimieren.
Barrierefreiheit
Reading-Order ab Chrome 137
Wir haben bereits in Ausgabe 29 über die CSS-Eigenschaft reading-order
berichtet – einer Technik, um die Tab-Reihenfolge mit CSS festzulegen. Chrome 137 führt die neuen CSS-Eigenschaften reading-flow
und reading-order
nun ein, um die Tastaturnavigation und die Fokus-Reihenfolge in Flex- und Grid-Layouts an die visuelle Anordnung anzupassen.
WCAG 3.0 führt eine neue Bewertungslogik für mehr Nutzerzentrierung ein
Die kommende Version der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 3.0) verabschiedet sich vom bisherigen »Pass/Fail«-Modell und führt ein differenziertes Bewertungssystem ein. Anstelle binärer Ergebnisse werden einzelne Aspekte wie Tastaturnavigation, Formularbeschriftung oder Fehlermeldungen separat bewertet und auf einer Skala von »Poor« bis »Excellent« eingeordnet. Diese Scores werden anschließend zu einem Gesamtergebnis aggregiert, das die tatsächliche Nutzererfahrung besser widerspiegelt. Kritische Fehler können jedoch weiterhin das Gesamtergebnis maßgeblich beeinflussen. Dieser Ansatz reflektiert wesentlich besser die allgemeine Nutzungserfahrung. Mikhail Prosmitskiy hat eine gute Zusammenfassung auf Smashing Magazine erstellt.
Eine Lösung für Karussells nur mit CSS ist da – aber auch barrierefrei?
Weiter oben haben wir auf die neuen, nativen CSS-Karussells aus dem Overflow Module 5 hingewiesen. Sara Soueidan analysiert in diesem Artikel, wie diese in Bezug auf Barrierefreiheit abschneiden. Trotz des Versprechens, »von Haus aus barrierefrei« zu sein, zeigen ihre Tests, dass viele Implementierungen grundlegende Probleme aufweisen – etwa fehlende eindeutige Namen, unvollständige ARIA-Rollen und inkonsistente Tastaturnavigation. Ein wichtiger Beitrag, der zeigt, warum neue CSS-Features nicht automatisch zugänglich sind und wie wichtig kritisches Hinterfragen bleibt.
Tools
- Mit dem Design Tokens Generator können Tokens anhand zahlreicher Konfigurationsmöglichkeiten erzeugt und als JSON exportiert werden.
- Das Figma-Plugin »Select all instances« hilft dabei, alle Instanzen innerhalb eines verschachtelten Figma-Dokuments zu überprüfen
- CSS Hell – 15 Puzzles für wirklich masochistische oder wirklich gute CSS-Fans …